Der Lärm kommt näher. Ein Riesenspektakel. Die Großeltern
sind mit ihren Enkeln Hannes und Felix auf einem Spaziergang unterwegs. Oma
hält sich die Ohren zu. „Oh Gott, das himmlische Strafgericht. Das kommt doch
von oben mit Pauken und Trompeten.“ Sie blinzelt in die grelle Sonne. Weiße
Gestalten segeln durch die Luft. „Oh Gott, Engel, jede Menge Engel“, kreischt
Oma.
„Nun lass Gott aus dem Spiel und die Engel auch“, beruhigt
Opa. „Das sind Kraniche, Hollergänse sagen wir hier in der Eifel dazu. Sie
fliehen vor der Kälte in den warmen Süden.“
„Woher wissen die Vögel denn den Weg?“, will der 10jährige Hannes wissen. „Da
oben stehen doch keine Wegweiser.“
Der Opa erklärt gerne: „Hauptsächlich orientieren sie sich an unterirdischen Magnetlinien. Dann beobachten sie aber auch den Sternenhimmel mit dem Polarstern sowie die Sonnenauf- und untergänge. Außerdem merken sie sich Gebirgszüge, die in Nord-Südrichtung verlaufen. Und dann ist da noch der Heimatinstinkt, der schon manchem Tier den Weg nach Hause finden ließ.“ Die Kinder nicken. Solche Geschichten haben sie schon über Hunde und Katzen gehört.
„Und wieso hat der Mensch nicht so einen Instinkt?“, wundert
sich der kleine Felix. Der Opa erklärt gerne: „Hauptsächlich orientieren sie sich an unterirdischen Magnetlinien. Dann beobachten sie aber auch den Sternenhimmel mit dem Polarstern sowie die Sonnenauf- und untergänge. Außerdem merken sie sich Gebirgszüge, die in Nord-Südrichtung verlaufen. Und dann ist da noch der Heimatinstinkt, der schon manchem Tier den Weg nach Hause finden ließ.“ Die Kinder nicken. Solche Geschichten haben sie schon über Hunde und Katzen gehört.
„Eine gute Frage“, antwortet Opa. „Vielleicht hat der Neandertaler noch
instinktiv zu seiner Höhle zurückgefunden. Heute braucht der Mensch Landkarten,
Straßenkarten, Routenpläne und Navigationsgeräte, um sich zurecht zu finden.“
Felix weiß aber auch: „Mama hat ein Navi im Auto und verfährt sich trotzdem immer.“ Das will nun niemand kommentieren.
Oma weiß etwas aus ihrer Kindheit zu berichten. „Wir haben
den Vögeln immer zugerufen: Krunekrane, wisse Fahne! Es sieht doch tatsächlich
so aus, als wenn zig Fahnen im Wind wehen.“ Den Ruf probieren die Kinder nun
gleich aus. Sie winken den Reisenden der Lüfte zu: „Krunekrane, wisse Fahne,
Krunekrane, wisse Fahne...“ Felix weiß aber auch: „Mama hat ein Navi im Auto und verfährt sich trotzdem immer.“ Das will nun niemand kommentieren.
Und Oma fällt mit ein: „Krunekrane wisse Fahne...“
„Anfang Oktober ist eigentlich noch zu früh für den
Kranichzug,“ überlegt Opa. „Nach altem Wetterglauben zeigt das einen frühen und
strengen Winter an. Die eigentliche Flugzeit setzt man zwischen den 20. Oktober
und den 10. November fest. Aber Kraniche haben ihr spezielles Timing.“ Oma
kennt eine andere Wetterregel: „Man soll beim ersten Kranichflug die Vögel
zählen. Ihre Anzahl sagt voraus, wie viele Sonnentage der Herbst bringt.“
Das ist nun ein
Stichwort für die Kinder. Sie laufen dem Zug hinterher. „Eins, zwei, drei“,
zählen sie die keilförmige Spitze. „Vier, fünf...“ geht es dann die grade Linie
weiter. Doch sie sind kaum bei 15 angekommen, als Leben in den bisher ruhigen
Zug kommt. Einige Vögel lösen sich vom Ende, überholen links – wie sich das
gehört – und drängen sich rücksichtslos irgendwo vorne dazwischen. Das lassen
die „Betroffenen“ sich nicht gefallen. Wildes Gewusel und aufgeregtes Gezeter!
„Jetzt sind wir durcheinander gekommen“, ärgern sich die Kinder.
„Schade!“ bedauert die Oma. „Jetzt wissen wir nicht, wie der Herbst wird.“ „Zumindest ist aber schon der kommende Winter geklärt“, erinnert Opa.
Aber das will jetzt noch niemand so genau wissen.„Jetzt sind wir durcheinander gekommen“, ärgern sich die Kinder.
„Schade!“ bedauert die Oma. „Jetzt wissen wir nicht, wie der Herbst wird.“ „Zumindest ist aber schon der kommende Winter geklärt“, erinnert Opa.
von Sophie Lange
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