Freitag, 4. Mai 2018

Selbstgespräche


von Sophie Lange

Selbstgespräche bringen Ordnung ins Gedankenchaos, sagen die Lebensberater. 

„Womit fange ich denn jetzt an?“ Das kann der Beginn eines Selbstgesprächs sein. Solche Gespräche mit sich selbst wirken auf andere zunächst einmal befremdlich. Doch sie sind durchaus sinnvoll, denn sie können die Gedanken ordnen, helfen Entscheidungen zu treffen und Befindlichkeiten zu reflektieren. Auch kann man sich selbst kontrollieren. Bevor Leonhard das Haus verlässt, klopft er seine Hose ab, ob er auch alles dabei hat. Dabei proklamiert er laut: „Schlüssel, Portemonnaie, Botz zu (Hose zu).“

Selbstgespräche stärken das Selbstbewusstsein. Eine Feststellung von einem, der es wissen muss.

Natürlich nur die positiven Gedanken. Also sich selbst tüchtig loben. Bärbchen ist darin geübt. „Ich bin eine tolle Frau“, sagt sie zu sich selbst. „Und was ich alles bewältigt habe in einem langen Leben.“ Und sie zählt auf: den Ehemann erzogen und zurecht gebogen; Kinder großgezogen und durch diverse Schule geschleust, einen Haushalt gemanagt und Tag für Tag die ganze Familie satt gemacht. Da kann sie stolz drauf sein!

 Selbstgespräche fördern die Kreativität. Ist irgendwie logisch.

Die Badewannen in den Wohnungen sind meist den Duschen gewichen. Nichts gegen Wasser sparende Duschen, aber in der Badewanne konnte man besser mit sich selbst reden und laut überlegen, wie der Krimi weitergehen soll, falls man denn einen solchen schreibt. Oder über neue Themen für die Seniorenstories grübeln. Unter der Dusche wird doch jede Idee gleich weggespült.

Selbstgespräche lassen Blumen erblühen.

Prinz Charles aus Großbritannien wird ganz offiziell „der Prinz, der mit den Blumen spricht“, tituliert. Nicht nur er, sondern mancher Blumenliebhaber hat erfahren: Sprich mit Deinen Pflanzen und sie danken es dir. „Mein lieber Gummibaum, warum lässt du denn heute deine Flutschen hängen? Geht es dir nicht gut? Willst du ein Glas Wasser?“ Allein durch die gezeigte Empathie fühlt die Pflanze sich besser und richtet ihre Blätter auf.

Selbstgespräche und stumme Zuhörer

Dass Tiere gute Zuhörer sein können, weiß jeder Hundebesitzer. Katzen dagegen kann man was vom Pferd erzählen, das kümmert sie überhaupt nicht. Beim Thema „Gespräch mit Tieren“ fällt mir die „Madame“ ein, die in einer Ballade von Adamo mit den Spatzen spricht und mit einem kleinen Fisch plaudert. Fische im Aquarium sind wohl die besten Lauscher. Stumm wie ein Fisch lassen sie alles über sich ergehen. Geben keine einzige Widerrede.

Kritische Selbstgespräche

„Man führt nicht mehr genug Selbstgespräche heutzutage. Man hat wohl Angst, sich selbst die Meinung zu sagen.“ Ein Ausspruch des Diplomaten und Schriftstellers Jean Giraudoux, der zum kritischen Selbstgespräch einlädt. Es ist bestimmt besser, mit sich selbst ins Gericht zu gehen, als sich von anderen die Meinung geigen zu lassen. Aber dann schnell wieder zum positiven Selbstgespräch zurückkehren.

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